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Geschichte - von damals bis heute

Der Musikverein Kirchzarten e.V. gründete sich aus der Musikkapelle der Feuerwehrgesellschaft Kirchzarten heraus. Im Jahre 1825 gründete sich eben diese Musikkapelle zur Umrahmung kirchlicher Aktivitäten, in erster Linie der Fronleichnamsprozession. Dieser Auftritt wird belegt durch eine Kirchgangsrechnung aus dem Jahre 1825, in der es heißt, das erstlich am Fronleichnamstag für 26 Mann Schützen und 4 Musikanten für 2 Jahre 49 Gulden und 48 Kreuzer zu bezahlen wäre.

Zur Erklärung: 1 Gulden hatte zu dieser Zeit ein Wert von 60 Kreuzern, so dass es sich um einen Betrag von 2988 Kreuzern handelte. Umgerechnet auf die 30 Personen erhielt also jeder Teilnehmer einen Betrag von 49 Kreuzern. Ein Maurer erhielt zu dieser Zeit einen Taglohn von etwa 30-40 Kreuzern. Die Musikkapelle wurde zu dieser Zeit von dem Dirigenten Johann Baptist Dürr geleitet. Er baute die recht überschaubare Musikerschar ab 1828 zu Kapelle aus. Das Geld für die Instrumente stammt aus den Kirchgangsrechnungen, deren Kapital sich aus jährlichen Zahlungen von 2-6 Kreuzern der 2000 Pfarrangehörigen zusammensetzte.

Das die Musiker schon zu dieser Zeit gern gesehene Gäste bei den Wirten waren, lässt sich aus einer Spendenliste aus dem Jahre 1836 erahnen: Auf einen großen Spendenaufruf zur Beschaffung von Instrumenten reagierten insgesamt 58 Spendern aus dem Dreisamtal, allen voran die Wirte der bekannten Gaststätten. Die darauf folgende Instrumentenlieferung wurde vom Vikar Dürr angeregt, der Kirchzarten im Jahre 1834 ohne einen geeigneten Nachfolger verlassen hatte.

1843 fand sich in Oberlehrer Anton Krieg ein neuer Dirigent, der von Krozingen nach Kirchzarten kam. Seine erste Aufgabe war es, die Musiker wieder zu reaktivieren und die Instrumente von den Umlandsgemeinden wieder zurück zu verlangen. Die Aktion schien Erfolg gehabt zu haben, denn im Jahre 1844 nahm die Kapelle wieder an der Fronleichnamsprozession teil.

Als 1870 die Vereinbarung auslief, die die Bezahlung der Musiker an kirchlichen Auftritten regelte, trat die Musikkapelle der 1868 gegründete Feuerwehrgesellschaft bei. Der Dirigent Pfaff wurde dann 2 Jahre später von Guido Krieg, dem Sohn des Dirigenten Anton Krieg, abgelöst. Die Musikgesellschaft war innerhalb der Feuerwehr eigenständig und blieb auch die Musikkapelle Kirchzartens, was auch damit zusammenhing, dass Krieg auch gleichzeitig Dirigent des Kirchenchores war. Zu den Aufgabenbereichen zählten damals Mitwirkung bei der Feuerwehr, Umrahmung der kirchlichen Feste, auswärtigen Feste und das Aufspielen zum Tanz. Um die Jahrhundertwende kam es zu Differenzen zwischen den Musikern und dem Kommando der Feuerwehr. Dies hatte zur Folge, das sich die Musiker der Feuerwehr lossagten und Dirigent Guido Krieg zurücktrat. Ein wesentlicher Grund war hierfür der 1892 gegründete Verband Oberbadischer Blasmusik. Der eifrig seine Fühler nach der Musikkapelle in Kirchzarten ausstreckte. Die Musiker verfolgten die Entwicklung mit Interesse, zumal eine Verbindung mit dem Inspirator des Verbandes Franz Meier bestand. Bei der Feuerwehr herrschten dagegen große Vorbehalte.

Aufgrund dieser Spannungen kam es am 12. Januar 1900 zur Gründung des Musikverein Kirchzarten e.V.. Die Gründungsversammlung fand seiner Zeit im Löwen statt und wurde von 76 Teilnehmern besucht. Es wurde festgesetzt, dass jeder Teilnehmer sofort 1,- DM Eintrittsgeld zu bezahlen hatte und eine Jahresbeitrag von 2,- DM. Man trat auch umgehend dem Oberbadischen Blasmusikverband bei. Der erste große Auftritt des neu gegründeten Musikvereins fand am Pfingstmontag auf den Kirchplatz statt. Es folgte dann schon die traditionelle Teilnahme an der Fronleichnamsprozession.

1908 kam es dann zu einer Neuorganisation des Vereines. Es wurde ein neuer Dirigentenvertrag mit Franz Meier ausgehandelt und die Vorstandschaft musste neu gewählt werden. Ein weiterer Punkt war das Problem des frühzeitigen Austreten der Musiker aus dem Verein. Die wurde neu geregelt in dem zukünftig eine Strafe von 20,- DM zu bezahlen war. 1914 richtete der Musikverein Kirchzarten des elfte Gaumusikfest aus, zu dem 23 Kapellen in die Gemeinde kamen. Es sollte das letzte Musikerfest vor Ausbruch des 1. Weltkrieges werden. Sämtliche 18 Musiker wurden eingezogen und 8 von Ihnen fielen im Gefecht. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass sich bei der Hauptversammlung 1919 eine deutlich verjüngerte Kapelle herausgebildet hatte.

1921 starb Vereinsdirigent Franz Meier. Somit ergab sich 1922 mit der Neubesetzung des Dirigenten mit Albert Kromer wieder ein größerer Einschnitt in der Vereinsgeschichte. Zum ersten Vorsitzenden wurde der aktive Musiker Alfons Meder gewählt. Der Verein hatte zwischenzeitlich 228 Mitglieder, die inflationsbedingt einen Beitrag von 300,- Mark zu zahlen hatten.

Die Dirigententätigkeit von Albert Kromer war nur von recht kurzer Dauer, sein Nachfolger Musikdirektor Albert Witzenhausen, sollte hingegen 36 Jahre lang die musikalische Leitung des Vereins übernehmen. Unter seiner Führung wurde auch das Konzertprogramm erweitert. Es sollten jetzt auch an Ostern und Pfingsten Konzerte stattfinden. 1925 feierte der Verein sein 100 jähriges Jubiläum, was mit 25 Gastkapellen ein großartiges Fest wurde.

Der politische Machtwechsel in Deutschland Anfang der 30er Jahre spiegelte sich darin wieder, dass der Verein zu zahlreichen Anlassen der NSDAP antreten musste. 1934 wurden vom Machthaber alle Verbände der Blasmusik aufgelöst und die Vereine der Reichsmusikkammer unterstellt. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde dann 20 von 38 aktiven Musikern eingezogen, doch die Spielfähigkeit wurde mit Neumitgliedern und Aushilfen aufrecht erhalten. Trotz Drohungen der NSDAP wurde weiterhin an Beerdigungen und Prozessionen gespielt. Bei der Wiederwahl der Vorstandschaft 1941 wurde beschlossen, die im Feld befindlichen Musiker mit Speck, Kirschwasser und Briefen zu unterstützen. Nach Kriegsende 1945 wurde von den Besatzungsmächten befohlen das sich der Verein aufzulösen hatte, und die Instrumente abzugeben waren. Der Vermittlung von Pfarrer Jakob Saur ist es zu verdanken, das ein kleiner Kompromiss zustande kam. Die Instrumente wurden zwar abgegeben, aber im Pfarrhaus unter Verschluss gehalten. Nach einigen Monaten konnte somit wieder mit der Probearbeit begonnen werden. Als Probelokal diente die Bauernküche des damaligen zweiten Vorstandes Emil Bank in der Stöcklemühle. Schließlich erfolgte dann 1946 im Gasthaus Krone die von der französischen Besatzungsmacht genehmigte Wiedergründung.

1959 brachte einen unfreiwilligen Einschnitt in die Vereinsgeschichte. Es verstarb die langjährige Dirigent Albert Witzenhausen im Alter von 78 Jahren. Die Stelle des Dirigenten wurde ausgeschrieben und es fand sich nach vielen Probedirigieren ein Nachfolger in Hans Meybronn aus Hochdorf. Unter gab es einige Neuerungen im Verein, 1961 wurde eine Jugendkapelle ins Leben gerufen, es wurden für insgesamt 11.250 DM neue Instrumente angeschafft, die Musiker erhielten 1964 eine Einheitskleidung und die Konzerte sollten von nun an im neu gebauten Kurhaus stattfinden.

Im Juli 1966 umrahmte die Musikkapelle die 1200 Jahre Feier der Gemeinde Kirchzarten. Im gleichen Jahr wurde Erich Rieder zum Bürgermeister gewählt, weshalb er sein Amt als 1. Vorsitzender an Peter Bank übergab. 1970 wurde der Kapelle die Ehre zu teilt die Pro Musica Plakette zu erhalten. Sie wurde in einem Festakt im Rahmen eines Galakonzertes in Freiburg-St.Georgen durch Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel überreicht. Das 75-jährige Vereinsjubiläum wurde mit Verbandsmusikfest 1975 in Kirchzarten gefeiert. Vom 13.-23. Juni fanden im Festzelt auf dem Sportgelände mehrer Veranstaltungen statt. Höhepunkt war ein Festumzug mit 34 geladenen Kapellen.

Ein weiterer großer Einschnitt brachte im Jahre 1979 der Rücktritt von Hans Meybrunn, der aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen musste. Als neuer Dirigent wurde Joachim Volk engagiert. Unter ihm gab es wieder einige Erneuerungen. Es wurde eine Egerländer-Besetzung ins Leben gerufen und zum anderen wurde es seitdem zur Tradition alle 2 Jahre im Herbst ein Kirchenkonzert zu veranstalten.

Im Jahre 1983 kam es wieder zu Veränderungen im Musikverein Kirchzarten. Peter Bank gab sein Amt als erster Vorsitzender an Hans-Peter Rieder ab. Aufgrund seiner Verdienste um den Verein wurde Peter Bank mit der Ehrenvorstandschaft ausgezeichnet. Auch die Tätigkeit von Joachim Volk fand im selben Jahr ihr Ende. Er übergab beim Herbstkonzert 1983 den Dirigentenstab an Ronald Holzmann.

Nach nur zweieinhalbjähriger Tätigkeit trennte man sich wieder von Ronald Holzmann, so dass ab Februar 1986 der Dirigent des Musikvereins Adam Kalbfuss war. Im Jahre 1986 fand ein Ausflug nach Florenz statt, nachdem die dortige Kapelle in Kirchzarten bereits zu Gast war. So durfte die Musikkapelle im berühmten Salone dei Cinquecento im Palazzo Vecchio ihr Können darbieten. Noch heute schwärmt so mancher Teilnehmer von dieser sicher für den Verein einzigartigen Reise. Das 90-jährige Jubiläum beging man in einem kleineren Rahmen. So beteiligten sich die Bürgermusik aus Hohenems (Österreich) wie auch die Stadtkapelle Waldenbuch an diversen Konzerten.

1991 gab es dann einen weiteren Wechsel des 1. Vorsitzenden. Hanspeter Rieder gab sein Amt an Wilfried Grether ab. Er bekleidet nun dieses Amt, dass gerade in dieser Zeit mit hohen Anforderungen verbunden war, da in der Gesellschaft Individualität und Spaß, aber auch Flexibilität und Mobilität groß geschrieben wurden. Unter der Leitung von Adam Kalbfuss wurde das musikalische Niveau immer wieder gesteigert, so dass zahlreiche Werke der klassischen Literatur zu Gehör kamen.

Das letzte große Jubiläum konnte im Jahre 2000 gefeiert werden. Der Musikverein wurde 100 Jahre alt. Es gab ein Festwochenende vom 22. Juni bis 25 Juni 2000. Am 23. Juni wurde traditionell die Fronleichnamsprozession umrahmt und anschließend ein Musikerfrühschoppen mit der bekannten Dixie-Band "Street Stompers" im Innenhof der Talvogtei veranstaltet. Am Freitag, den 23. Juni fand im Kurhaus Kirchzarten in Festakt statt mit einer Rede des bekannten Blasmusikkomponisten und Arrangeur Franz Watz. Am Samstag dann fand der Gala-Tanzball mit der bekannten BBB-Big Band statt. Als Zugabe konnte hier der bekannte Zauberer Sebastian engagiert werden. Es wurde eine rauschende Ballnacht und alle Besucher hatten viel Spaß an diesem Abend. Am Sonntag Abend fand dann das Doppelkonzert mit dem Musikverein Oberweiher statt. Es war allerdings nicht ein Doppelkonzert im herkömmlichen Sinne, in dem zwei Vereine jeweils eine Hälfe des Konzertes gestalten, sondern man spielte das Konzert gemeinsam. Zur Gehör kamen unter anderem die Werke 1812 von Tschaikowski und Feuerwerksmusik von Händel. Bleibt zu erwähnen das das Kurhaus an diesem Abend bis auf den letzten Platz ausverkauft war.

Im Jahre 2001 trennte sich dann die Kapelle von Adam Kalbfuss und es folgte als neuer Dirigent Dario Golcic. Bedingt durch den neuen Dirigenten kam es auch in der Besetzung auf vielen Registern zu einem Generationenwechsel, wodurch sich leider auch die Anzahl der aktiven Musiker etwas verkleinerte.

Das Frühjahr 2005 brachte nun erneut wieder einen großen Wechsel. Zum einen gab Wilfried Grether nach 14 erfolgreichen Jahren das Amt des 1. Vorsitzenden ab. Da sich diese klassische Vorstandsposition den neuen Herausforderungen unserer Gesellschaft stellen muss, wurde mit einer Satzungsänderung beschlossen, dass sich dieses Amt nun auf 3 Personen verteilt. Diese betreuen zukünftig die 3 Geschäftsfelder: Öffentlichkeit, Verwaltung und Organisation. Gemeinsam führen diese 3 Personen den Verein als erste Vorsitzende. Einen weiteren Wechsel brachte die berufliche Neuorientierung des bisherigen Dirigenten Dario Golcic. So musste auch ein neuer musikalischer Leiter gefunden werden. Ab April 2005 leitet Michael Schönstein das Orchester. Mit seiner Tätigkeit als Verbandsjugendleiter im Oberbadischen Blasmusikverband und langjähriger Erfahrung als Dirigent und Musiker, bringt er ein hohes Maß an Engagement und neuen Ideen in die Arbeit des Vereins.

Im Jahre 2012 wurde Andreas Saier als Nachfolger für Oliver Trenkle als erster Vorsitzender für den Geschäftsbereich Organisation gewählt. Oliver Trenkle übernahm das Amt des aktiven Beisitzers und blieb so der Vorstandschaft weiter erhalten.

Im November 2015 wurde erstmalig ein Wunschkonzert veranstaltet anlässich des Vereinsjubiläums und des Jubiläums zur 10-jährigen Zusammenarbeit mit Michael Schönsrein als Dirigent. So konnten die Besucher in 6 verschiedenen Kategorien ihr jeweiliges Lieblingswerk aus je 10 Titeln auswählen. Alle Titel wurden in der Zeit zwischen 2005 bis 2015 mit Dirigent Michae Schönstein erarbeitet. "Wenn es am schönsten ist, so soll man aufhören" - das steht leider auch für die Zusammenarbeit mit Michae Schönstein als Motto. Denn zum Juni 2016 legt er nun das Amt als Dirigent des Musikverein Kirchzarten nieder. Das Open-Air Konzert am 4. Juni 2016 ist das vorerst letzte gemeinsame Konzert.